Das Mauerblümchen und der Duke - Exklusive Vorab-Veröffentlichung

Ein charmanter Frauenheld. Ein brillanter Blaustrumpf. Ein gewagtes Spiel.

England, 1814. Lady Chastity ist nicht auf der Suche nach einem Ehemann. Lieber ist sie in ihrem Labor, kämpft um Anerkennung ihrer medizinischen Forschungen. Wäre da nur nicht ihr verräterisches Herz. Es schlägt schon seit vielen Jahren heimlich für den besten Freund ihres Bruders, den für seine Affären berüchtigten Duke of Luhst. Als es zu einem hitzigen Streit zwischen ihnen kommt, schließt sie mit ihm eine skandalöse Wette ab.

Sie will seine Hilfe. Er eine gemeinsame Nacht.

Lucien soll einen Monat lang enthaltsam bleiben. Während einer Hausparty. Ein unmögliches Unterfangen. Und Chastity, kleine Schwester, Kindheitsfreundin und graue Maus, muss sich einen Heiratsantrag sichern. Sie wandelt sich vom hässlichen Entlein zum verführerischen Schwan. Weckt seine Sehnsüchte, denen er nicht nachgeben darf. Doch dann müssen sie gemeinsam vor einem Sturm Schutz suchen, und er kann ihr nicht länger widerstehen.

„Das Mauerblümchen und der Duke“ ist das zweite Buch der neuen Reihe „Sündhafte Lords“. Der historische Brother’s-Best-Friend- und Forbidden-Love-Liebesroman ist in sich abgeschlossen, mit garantiertem Happy End und spicy Szenen.

Als Lady Chastity Perrin eine Hakennadel in eine Schale mit Alkohol tauchte, wusste sie mit großer Gewissheit drei Dinge:

Erstens: Eine Dame sucht nicht ohne Begleitung das Londoner Armenviertel auf.

Zweitens: Eine unverheiratete Dame hält sich nicht allein in der Gesellschaft eines Mannes auf.

Drittens: Eine Frau trug ganz sicher keine sauberen Nadeln durch eine bescheidene, aber makellose Praxis zu einem nicht zugelassenen Arzt, um ihm bei einem chirurgischen Eingriff zu helfen, bei dem so, so – o Gott – so viel Blut floss!

„Bitte sehr, Dr. Sterling“, sagte sie, als sie ihm die Nadel, in die Katzendarm eingefädelt war, auf einem Teller präsentierte, den sie ebenfalls mit Alkohol abgewischt hatte.

„Danke, Lady Chastity“, erwiderte Brace Sterling, als er die Nadel in die Hand nahm und seine Patientin ansah – ein kleines Mädchen von nicht mehr als drei Jahren mit blonden Locken unter einer schmutzigen, zerlumpten Haube. „Stella, das wird wehtun. Es tut mir wirklich sehr leid.“

Die Großmutter des Mädchens, die neben dem Untersuchungstisch stand, ballte ihre knochigen Hände um die Ränder eines fadenscheinigen und löchrigen grauen Schals. „Sie ist selbst schuld“, sagte die Frau mit starkem Akzent und finsterem Blick. „Sie stolpert überall. Sie ist so ein tollpatschiges Ding, macht Teller und Tassen kaputt. Wer soll denn die neuen bezahlen?“

Stellas große Augen, die sich mit Tränen gefüllt hatten, senkten sich Richtung Boden. Ihre schmalen Schultern kippten nach vorn, als ob sie versuchte, sich kleiner zu machen. Schmutzige, dünne Finger fummelten am Saum des Kleides herum.

Chastitys Herz schmerzte für sie. Eine Dreijährige sollte nicht verletzt dreinschauen.

Und doch erkannte sich Chastity in genau diesem Gesichtsausdruck wieder.

Obwohl sie etwas älter gewesen war als Stella – vielleicht fünf –, als es anfing. Ganz deutlich konnte sie die Stimme ihres Vaters hören, der sie für ihr wenig damenhaftes Verhalten tadelte, weil sie sich über ein Mikroskop beugte, Schach spielte, biologische Illustrationen betrachtete.

Brace Sterling, ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit schroffen, attraktiven Zügen und türkisfarbenen Augen, dessen blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden war, wechselte einen Blick mit Chastity. Die Sorge in seinen Augen spiegelte ihre eigene wider. Das Kind war stark vernachlässigt…